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Erfolgreiche Skifahrer trotz vorzeitigem Saisonabbruch

Das Coronavirus bringt den Sport weltweit zum Stillstand, was kürzlich auch unsere Skifahrer zu spüren bekamen. Bereits für die letzten Rennen und den Weltcup-Final nach Skandinavien angereist, ging es nach einer Sightseeing-Tour in Oslo unverrichteter Dinge wieder zurück in die Schweiz. Trotz dem vorzeitigen Saisonabbruch können unsere Athleten auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken.

Kurz nach der Ankunft des Schweizer Teams in Norwegen gaben die OKs der Weltcuprennen in Hafjell (15.-22. März) sowie des Weltcupfinales im schwedischen Are (24.-28. März) bekannt, dass die Rennen aufgrund der schnellen Verbreitung des Coronavirus leider nicht durchgeführt werden können. Nach anfänglicher Enttäuschung überwog auch unter den angereisten Athleten rasch breites Verständnis für den Entscheid und so wurde kurzum ein Flug zurück in die Heimat gebucht, wo sich die Athleten nun von der Saison erholen.

Die Saisonbilanz für das Swiss Paralympic Ski Team kann sich sehen lassen. Der Schwyzer Thomas Pfyl belegt im Gesamtweltcup Rang drei, hinter Seriensieger Arthur Bauchet aus Frankreich und dem zweitplatzierten Markus Salcher aus Österreich. Auch in der Disziplinenwertung des Super-G gehörte Pfyl zu den drei Besten der Welt, knapp vor seinem Westschweizer Teamkollegen Robin Cuche.

Die Basis für diese hervorragenden Platzierungen legten die beiden Athleten während den letzten Weltcuprennen Ende Februar in Russland. Dreimal stand Thomas Pfyl dort auf dem Podest, währenddem Robin Cuche mit drei vierten Plätzen mit beeindruckender Konstanz überzeugte.

Russland erwies sich zudem auch für die Bündnerin Bigna Schmidt als gutes Pflaster. Auch sie glänzte mit Platzierungen unter den ersten Drei, war jedoch insgesamt nicht ganz zufrieden mit ihren Leistungen: «Da es nicht viele Fahrerinnen am Start hatte, war der Konkurrenzkampf nicht ganz so gross wie üblich», so die HSG-Studentin. «Trotzdem war es ein tolles Erlebnis.» Neben Bigna Schmidt gelangen in Russland auch dem Tessiner Rollstuhlsport-Athlet Murat Pelit zahlreiche Podestplätze. Sechsmal platzierte er sich unter den besten Drei, was ihm in der Weltcup-Gesamtwertung schliesslich den fünften Schlussrang einbrachte.

Entsprechend positiv fiel denn auch die Saisonbilanz von Nationaltrainer Greg Chambaz aus: «Alle Athleten konnten sich steigern und ihre Leistung in den wichtigen Momenten abrufen. Thomas Pfyl ist in allen Disziplinen ein konstanter Podestfahrer. Robin Cuche gehört in den Speed-Disziplinen zu den besten der Welt. Auch Bigna Schmidt und Murat Pelit machten in sämtlichen Disziplinen Fortschritte, können aber noch konstanter werden. Insgesamt haben wir ein tolles Team mit voll motivierten Athleten. Ich glaube sogar, dass ohne den frühzeitigen Saisonabbruch in der Gesamtwertung noch mehr drin gelegen wäre.»

Wie geht es nun weiter? Chambaz: «Bis Ende Monat haben die Athleten nun Pause, ab April werden sie individuell an der Kondition und der Kraft arbeiten. Voraussichtlich gehen wir im Juli wieder auf den Schnee. Aufgrund der aktuellen Situation müssen wir aber vor allem auch flexibel bleiben.»

Junge rücken nach

Auch im Nachwuchs tut sich was. Die Fördertrainings in vier verschiedenen Regionen tragen Früchte. Dies war vor allem an den Schweizermeisterschaften in Airolo und beim Swiss Disabled Cup, den Nachwuchsrennen in der Schweiz, zu sehen. Die Teilnehmerzahl steigt kontinuierlich und junge Athleten qualifizieren sich für die Kader des Swiss Paralympic Ski Teams. Ein gutes Beispiel dafür ist Ueli Rotach, der vor einem Jahr noch Fördertrainings absolvierte. Diesen Winter bestritt der Ostschweizer nun seine ersten Europacup-Rennen.

«Die jungen Athleten machen grosse Schritte in der Entwicklung und es macht grossen Spass mit dem Team zu arbeiten.», meint Kevin Caduff, Headcoach Nachwuchs vom Swiss Paralympic Ski Team. Auch während der Corona-Zeit wissen die jungen Sportler dank Caduff was zu tun ist: «Die Athleten haben individuelle Trainingspläne erhalten und ich stehe mit ihnen für Tipp und Tricks in Kontakt.»

Rollstuhlsportler Christoph Kunz tritt zurück

Der Berner Oberländer ist der erfolgreichste Monoskibobfahrer der Schweiz. 2017 wurde er Weltmeister im Super-G, 2014 gewann er den Riesenslalom an den Paralympischen Spielen in Sotschi und 2010 holte er sich in Vancouver paralympisches Gold in der Abfahrt sowie Silber im Riesenslalom. Dank diesen beiden Medaillen wurde Christoph Kunz 2010 zudem als Behindertensportler des Jahres ausgezeichnet. Zusätzlich holte sich der Monoskibob-fahrer in seiner Karriere 15 Weltcupsiege und gewann im Riesenslalom dreimal den Gesamtweltcup.

Seit einem Motorradunfall im Juni 2000 ist Christoph Kunz querschnittgelähmt. Bereits drei Jahre später erreichte er ein erstes Diplom an den Paralympics in Turin.

Kurz vor seinem 38. Geburtstag verkündete der vierfache Vater nun seinen Rücktritt vom Spitzensport: «Ich verbinde wunderbare Erinnerungen mit dieser Zeit. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, mit diesem schönen Kapitel abzuschliessen.» Die Familie ist einer der Hauptgründe für das Karriereende: «Das intensive Training, welches bereits im Herbst beginnt, kann ich mit meinem Familienleben nicht mehr vereinbaren. Ich habe diese Saison als Zwischensaison für mich definiert, in der ich evaluieren wollte, ob ich den hohen Aufwand bis zu den Paralympics 2022 weiter betreiben will und kann. Nun habe ich beschlossen, künftig mein Privat- und Familienleben in den Vordergrund zu stellen», begründet Christoph Kunz seine Entscheidung. Er werde nun auf Stellensuche gehen. «Ich bin gelernter Bankkaufmann und würde gerne in dieser Branche tätig sein, bin aber auch offen für Neues.»

Nichtsdestotrotz wird der Sport ein fester Bestandteil des Alltags von Christoph Kunz bleiben. Als begeisterter Handbiker nimmt er regelmässig an Wettkämpfen teil. Welche Ambitionen er mit dem Handbike verfolgt, möchte er aber für den Moment noch offen lassen.