Fynn hat einen Traum

Auf die Startplätze – Achtung – alle Parasprinter stehen in den Startblöcken. Fynn daneben in gebückter Haltung und leicht schwankend, konzentriert sich auf den Start. Schuss – Fynn sprintet los. Er ist deutlich langsamer als die älteren und erfahrenen Athleten und doch läuft er an diesem Tag seine Bestleistung.

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Nottwil, Samstag, 3. Juli kurz vor Mittag. Das Wetter ist freundlich. Ein paar Wolken sorgen für angenehme Temperaturen auf der Tartanbahn. So hat es Fynn Thurnheer gerne – nicht zu heiss und nicht zu kalt. Der fast 14-Jährige ist aus dem St.Galler Rheintal alleine angereist. Um sieben Uhr ist er von zu Hause los, um nach vier Stunden Zugfahrt pünktlich zum Wettkampf zu erscheinen. Die lange Reise macht ihm nichts aus. Er freut sich jeweils sehr auf die Zusammenkünfte mit den älteren Athlet:innen und auf die Wettkämpfe.

Fynn lebt mit seinen Eltern, seiner 11-jährigen Schwester und zwei Hasen im ländlichen Diepoldsau. Er hat eine Cerebral Parese (CP), die bei ihm vor allem die rechte Seite betrifft. Er hat Probleme, seine Füsse, Beine und die rechte Hand zu kontrollieren. Das hat ihm in der Unterstufe immer wieder mal Spott eingebracht. «Ich habe oft geweint – nicht wegen den Worten, sondern weil ich nicht so schnell laufen konnte wie die anderen Jungs.»

 

Mittlerweile hat Fynn seine Behinderung akzeptiert. Neben der Schule und dreimal Physio in der Woche wegen seiner verkürzten Sehnen treibt er viel Sport. «Das gibt mir ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen.» Ganz besonders hat es ihm die Leichtathletik angetan.

«Mein Traum sind die Paralympics », sagt Fynn und schaut mit ernster Miene: «Man braucht doch Ziele. » Fynn macht beim Fördertraining von PluSport mit. Der Dachverband fördert Kinder und Jugendliche in den verschiedensten Disziplinen vom Breiten- bis zum Spitzensport.

«Es sollte mehr Fynns geben», erklärt der Nationaltrainer der Leichtathletik Georg Pfarrwaller. «Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche möglichst früh trainieren, das gilt insbesondere auch für Menschen mit einer Beeinträchtigung.» Es geht nicht in erster Linie um die Paralympics, wenn dies auch ein wichtiges Ziel für die Leichtahlet:innen ist, sondern um die systematische Förderung und den Aufbau des Körpers. Sie können ihre Koordination und Muskeln trainieren und sind auch für den Alltag besser gerüstet.

Fynn läuft an diesem Tag seine bisherige Bestzeit und strahlt über das ganze Gesicht. Diese Erfolgserlebnisse geben ihm Kraft und spornen ihn an. Wer weiss, wohin ihn sein Traum führt?