Bereits in den späten 1980er-Jahren begann Daniel Wyss mit dem Laufsport. Später folgten längere Distanzen – unter anderem 16 Teilnahmen am legendären 100-Kilometer-Lauf von Biel. Überbelastungen blieben nicht aus, und so wechselte er schrittweise vom Laufen zum Radfahren und dann zum Triathlon. Obwohl er anfangs nicht einmal Crawlschwimmen konnte, wagte er sich an die Langdistanz – und finishte den Ironman Switzerland gleich viermal.
Mit Willenskraft und Entschlossenheit
2013 veränderte ein schwerer Fallschirmunfall alles: Daniel verlor seinen rechten Unterschenkel sowie die Funktion seines linken Fusses. «Die Ärzte sagten mir damals, dass ich wohl nie mehr ohne Stöcke gehen könne», erzählt der passionierte Para-Triathlet und ergänzt, dass er ihnen geantwortet habe, «dass ich viermal den Ironman Switzerland absolviert hätte und ich auch das schaffen werde.» Mit der Entschlossenheit, wieder Sport treiben zu können, startete er in die Reha. Heute ist der Sportler mit derselben Leidenschaft wie früher im Para-Triathlon unterwegs: «Es fasziniert mich, die eigenen Grenzen immer wieder zu verschieben.»
Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach. Denn eine Prothese verändert sein Leben. Alltägliche Dinge wie Körper- oder Prothesenpflege nehmen viel Zeit in Anspruch. Auch körperlich ist der Alltag herausfordernd: Der Energieaufwand beim Gehen ist rund ein Drittel höher, so wird auch Treppensteigen zur Belastung. Und dann ist da noch die psychische Komponente: den veränderten Körper zu akzeptieren und mit den Auswirkungen auf Partnerschaft, Familie und Freundeskreis umzugehen. Daniel Wyss Motto verdeutlicht seine Stärke, mit der er alles geschafft hat: «Du kannst entweder das Handtuch werfen – oder dir damit den Schweiss vom Gesicht wischen. Es ist allein deine Wahl – never give up».
Zurück zum Sport
«Ein bedeutender Schritt auf meinem Weg zurück zum Sport war die Laufbewegung never walk alone von PluSport» erzählt der Berner. Das Angebot liegt ihm besonders am Herzen. Nur wenige Monate nach seiner Amputation wurde er von seiner Physiotherapeutin Francesca Brenni ermutigt, am Wings for Life World Run teilzunehmen. Brenni ist Inhaberin der Agility Plus GmbH. Daneben ist sie in Projektleiterin-Funktion bei PluSport für Sport mit Amputationen engagiert. Dänu, wie ihn seine Freunde nennen, brauchte eine ordentliche Portion Mut. Doch es hat sich gelohnt: «Der Augenblick, als der Wind mir wieder ins Gesicht wehte und mich meine Prothese vorantrieb, war ein unglaubliches Glücksgefühl. Es war der Grundstein für die Rückkehr in den Sport.
Dank der Unterstützung aus dem Sportprothesen- und Hilfsmittelfonds von PluSport konnte sich Daniel Wyss eine individuell angepasste Laufprothese leisten. Solche Prothesen sind teuer und kosten schnell einmal, wie bei dem Paratriathlet, rund CHF 20'000.-. Doch sie sind wichtig, damit ein aktives und selbstbestimmtes Leben gelebt werden kann. Seitdem Wyss in Besitz von Sportprothesen ist, geht er regelmässig bei never walk alone-Events am Start: vom Bürenlauf über den Sarnerseelauf bis hin zum Swiss City Marathon - Lucerne. «Kaum jemand mit Amputation schafft Distanzen über 10 Kilometer», erzählt der ambitionierte Läufer. Denn das Laufen mit Prothese bedeutet für Sportler:innen mit Amputationen eine grosse Herausforderung. Mit der richtigen Vorbereitung, technischen Anpassungen und viel Ausdauer ist jedoch viel möglich, ist der Berner überzeugt.
Mehr Informationen zum Laufprogramm von PluSport: Lauf-Feste mit PluSport
Zurück zum Triathlon
Daniel Wyss blieb nicht nur beim Laufen. Er wagte sich wieder an seine Leidenschaft, den Triathlon. In den letzten drei Jahren startete er international für die Schweiz im Para-Triathlon. Als lange Zeit einziger Paratriathlet, eignete er sich das notwendige Know-how selbst an und finanzierte sogar seine Weltcup-Starts aus der eigenen Tasche. Zwischenzeitlich belegte er Platz 9 im World Ranking seiner Kategorie, verpasste jedoch knapp die Qualifikation für die Paralympics 2024 in Paris. Seit vergangenem Jahr ist er Mitglied der Para-Triathlon Kommission von Swiss Triathlon. Denn mittlerweile zählt die Schweiz rund 15 klassifizierte Para-Triathlet:innen. Ab 2026 wird sogar erstmals eine eigene Paraserie lanciert – acht inklusive Wettkämpfe über die Sprintdistanz von 0,5 km Schwimmen, 20 km Radfahren und 5 km Laufen.
Daniel wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch in diesem Jahr einige Wettkämpfe auf dem Programm hätte. In seiner Agenda stehen neben dem Uster Triathlon, der Powerman Duathlon in Zofingen, der Oberaargauer Trailrun und der Triathlon in Yverdon. Doch Saisonhöhepunkt wird der Frankfurt Marathon im Oktober. Sein Ziel ist es, die 42 Kilometer unter vier Stunden zu laufen. Das würde die Qualifikation für den nächsten Boston Marathon in der Parakategorie bedeuten. Ein kleiner Wehrmutstropfen gibt es allerdings: Da der Marathon am selben Tag wie der Swiss City Marathon stattfindet, wird er in Luzern nicht am Start stehen.
Daniel Wyss zeigt eindrücklich, was mit Mut, Willenskraft und der richtigen Unterstützung möglich ist. Auch wenn er dieses Jahr nicht am Swiss City Marathon teilnimmt, inspiriert er uns alle – als Vorbild dafür, wie Sport verbindet, und Grenzen überwindet. In diesem Sinne: Never give up.
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