Tête-à-tête

Herzlich Willkommen in der PluSport-Familie

Die neue Präsidentin von Swiss Olympic, bringt viel Sympathie für den Behindertensport mit und will sich für die Inklusion im und um den Sport einsetzen. 

Ruth Metzler, wie haben Sie sich in Ihrem neuen Amt eingelebt? Was steht für Sie im Fokus?
Ich kann mit Überzeugung sagen, dass ich sehr gut gestartet bin, und zwar auch deshalb, weil ich auf sehr engagierte und kompetente Unterstützung zählen durfte seitens Exekutivrat, aber auch von der Geschäftsleitung und den Mitarbeitenden von Swiss Olympic. Es hat mich beeindruckt, mit wie viel positiver Energie gearbeitet wird. Wir haben viele Projekte, mein persönlicher Fokus gilt unter anderem folgenden Themen: die Sicherung der Fördergelder für das Sportsystem Schweiz, die Kandidaturen für Olympische und Paralympische Winterspiele 2038 sowie European Championships 2030 in der Schweiz, das Projekt «Sport- und Bewegungsförderung 2040» mit dem Bundesamt für Sport BASPO, die Überprüfung der Swiss-Olympic-Strategie mit dem Ziel, die Verbände sowie Partnerorganisationen zu entlasten und eine Rollenklärung mit dem BASPO zu erzielen. Und die Prüfung eines Zusammenschlusses von Swiss Olympic und Swiss Paralympic.

Wie gut kennen Sie PluSport und wie haben Sie PluSport bisher erlebt?
Ich habe im Verlaufe des letzten Jahres, während meiner Kandidatur, schon viel über PluSport gelesen und direkte Informationen erhalten. Mein Wissen hat sich in den letzten Monaten weiter vertieft, auch durch die Teilnahme an den PluSport-Tagen letztes Jahr in Magglingen und dieses Jahr im Rahmen des eidgenössischen Turnfestes.

Wo haben Swiss Olympic und PluSport die grössten Schnittstellen?
PluSport ist Mitglied von Swiss Olympic, wir arbeiten sowohl in der Förderung von Spitzen- als auch von Breitensport zusammen. Am meisten Synergien ergeben sich im Bereich der Inklusion, etwa in der Abstimmung und Koordination der Tätigkeiten unserer Fachstelle Inklusion, aber auch in der Umsetzung der Breitensportkonzepte. Gerade im Breitensport profitieren wir vom hohen Engagement und den ausgezeichneten Kompetenzen von PluSport. PluSport ist auch ein wichtiger Partner für nationale Verbände, die ihre Inklusion-Kompetenzen und entsprechenden Angebote ausbauen. Diese werden zum Beispiel mit Sensibilisierungsmassnahmen, Trainerausbildungen und neuen Angeboten wie Vereinssupport unterstützt.

Was bedeutet für Sie Inklusion im Sport?
Persönlich liegen mir die Bemühungen des Schweizer Sports im Bereich Inklusion sehr am Herzen. Sport spielt eine wichtige Rolle in der Gesellschaft: Er fördert den Zusammenhalt, das gegenseitige Verständnis und die Gesundheit. Es ist selbstverständlich, dass wir allen Menschen Zugang zum Sport ermöglichen – auch Menschen mit Behinderung. Ein Hinweis jedoch: Das Inklusionsverständnis von Swiss Olympic umfasst nicht nur den Behindertensport, sondern auch andere Zielgruppen, zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund. Ich bin tief beeindruckt, welche Integrationsarbeit von gewissen Sportvereinen geleistet wird, die in ihrem Sport einen grossen Anteil junger Menschen mit Migrationshintergrund betreuen. Wir möchten einen Beitrag leisten, dass in der Schweiz möglichst viele Menschen Sport und Bewegung in einem Setting erleben können, das ihnen zusagt. 

Wo steht Swiss Olympic in Sachen Inklusion heute? Und wo will Swiss Olympic in Sachen Inklusion hin? 
Im Herbst 2023 hat Swiss Olympic eine Fachstelle Inklusion geschaffen. Diese hat unter anderem die Aufgabe, die Mitgliedsverbände von Swiss Olympic in Fragen der Inklusion zu beraten und zu begleiten. Zusammen mit dem BASPO und den Kantonen haben wir zudem Unterstützungsangebote für Regelsportverbände aufgestellt. Diese können – dank den wertvollen Beiträgen der Stiftung Sportförderung Schweiz – bei uns finanzielle Mittel für die Entwicklung von Inklusionsprojekten beantragen. Bis Juni 2025 haben wir bereits 21 Anträge von 18 Verbänden bewilligt. 
Für die Zukunft wünschen wir uns, dass der Schweizer Sport inklusiver wird und die Regelsportverbände den Behindertensport stärker integrieren. Wir werden daher gemeinsam mit dem BASPO, den Kantonen und anderen Partnern weitere Unterstützungsmöglichkeiten bieten. Derzeit prüfen wir ja auch einen Zusammenschluss von Swiss Olympic und Swiss Paralympic: Dies könnte ein nächster Schritt in Richtung mehr Inklusion und Gleichstellung sein.

Wie stellen Sie sich die zukünftige Zusammenarbeit mit PluSport und dem Behindertensport im Allgemeinen vor? 
Unser Ziel ist, dass wir gemeinsam die von Swiss Olympic und dem BASPO festgelegten Inklusionsziele erreichen können. Insbesondere möchten wir, dass PluSport die Regelsportverbände weiterhin dabei unterstützt, ihre eigenen Kompetenzen im Bereich Inklusion auszubauen. Dies ist ohne das Wissen und die grosse Erfahrung des Behindertensports nicht möglich.

Wo können wir Swiss Olympic unterstützen? 
Neben diesem Knowhow-Transfer kann PluSport auch dabei helfen, die Inklusionsmassnahmen der Regelsportverbände zu kommunizieren, um diese Bemühungen und deren Wirkung noch sichtbarer zu machen. Wir wünschen uns auch, dass unseren Mitgliedern der Zugang zur Inklusion im Schweizer Sport erleichtert wird. Aktuell ist das Behindertensportsystem sehr komplex, das ist eine Hürde für die Regelsportverbände, die wir abbauen wollen. Das aktuelle Projekt «Sport + Handicap EDUCATION», an dem PluSport, Procap und die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung bereits arbeiten, ist ein sehr positiver Schritt in diese Richtung – für eine klarere und verständliche Struktur im Ausbildungssystem des Behindertensports.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? 
Inklusion soll selbstverständlich werden im Schweizer Sport. Das braucht weiterhin Ressourcen: Geld, Personal, Zeit. Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit und Anerkennung für den Para-Sport – und hoffe, dass der gesamte Schweizer Sport – von Athletinnen und Athleten über Trainerinnen und Trainern bis hin zu den Verbänden und Vereinen – diese positive Entwicklung spürbar mitträgt.