Das Entlastungspaket 27 sieht in Bezug auf die Nutzungsbeiträge im nationalen Sportanlagenkonzept (NASAK) Einsparungen von bis zu 10 Millionen Franken vor. Durch diese drohenden finanziellen Reduktionen im Betrieb von Sport-Infrastrukturen sind Anlagen wie z.B. jene beim FIS Para-Ski Weltcup in St. Moritz (19.-21.12.2025) gefährdet. Der Ständerat hat nun beschlossen, auf Kürzungen der Sportförderung im Entlastungspaket 27 zu verzichten – ein positives Signal für den Sport. Aber die letzte Hürde ist noch nicht genommen: In der Frühlingssession wird das Paket im Nationalrat weiterberaten. Christof Baer, CEO von PluSport, spricht im Interview über die Gefahren, welche potenzielle Einsparungen mit sich bringen, und warum diese gravierende Folgen, weit über den sportlichen Aspekt, hätten.
Christof, der FIS Para-Ski Weltcup findet bereits zum 12. Mal in St. Moritz statt. Was bedeutet dieser Event für PluSport und für dich persönlich?
Christof Baer: Das Rennen ist ein fixer Bestandteil im PluSport-Kalender, da wir das Rennen organisieren. Es ist also im doppelten Sinne ein Heimrennen. Ich freue mich jedes Jahr darauf die Top-Cracks auf Schweizer Boden zu sehen. Dieses Mal geht es noch dazu um wichtige Qualifikationspunkte für die Paralympischen Winterspiele in Milano-Cortina 2026. Umso bedenklicher ist die Tatsache, dass die NASAK Einsparungen Infrastrukturen wie jene in St. Moritz treffen würden, und unseren PluSport-Athlet:innen die Chance auf gezieltes Training genommen werden würde.
Das nationale Sportanlagenkonzept (NASAK) ist wahrscheinlich nicht jedem ein Begriff. Um was handelt es sich dabei?
Das nationale Sportanlagenkonzept, kurz NASAK, basiert auf Artikel 68 der Bundesverfassung und ist ein zentrales Instrument der Sportförderung des Bundes. Es hat die Aufgabe, Sportanlagen von nationaler Bedeutung zu koordinieren und die infrastrukturellen Bedingungen für nationale Sportverbände gezielt zu verbessern. Jegliche Kürzung betrifft direkt den Schweizer Sport und Para-Sport und hat teils massive negative Auswirkungen. Diese gilt es unbedingt zu verhindern und ein erster Schritt ist durch das «Nein» vom Ständerat bereits getan.
Was hätten die 10 Millionen Franken Einsparungen konkret für Folgen?
Da gibt es viele! Für mobilitätseingeschränkte Athlet:innen ist ein dichtes Netz an zugänglichen und bezahlbaren Anlagen in der Schweiz zentral. Diese müssen zudem barrierefrei sein. Wenn die Betriebsbeiträge für diese Sportstätten wegfallen, werden die Betriebskosten höher und die Benutzung dementsprechend teurer – und dann werden Athlet:innen ins Ausland ausweichen. Das hätte wiederum negative Folgen in vielen Bereichen.
Welche Folgen hätte eine Verlagerung der Trainings ins Ausland?
Wenn Trainings ins Ausland verlegt werden, wird es für viele Sportleri:innen deutlich schwieriger sich weiterzuentwickeln, da nicht alle daran teilnehmen können. Zudem leiden auch lokale Branchen wie Hotellerie, Gastronomie und der Tourismus, wenn in bis zu 25 Kantonen Trainingslager wegfallen. Neben den wirtschaftlichen Impulsen in den Regionen gehen aber auch wichtige soziale Begegnungsmöglichkeiten verloren, was auf Kosten der integrativen und inklusiven Trainingsgruppen geht. Inklusion durch Sport ist ohne die nötigen Anlagen nur erschwert umsetzbar.
Wie gefährden die Einsparungen den Paraevent-Standort Schweiz?
Was schwer ins Gewicht fällt: Die Beiträge für die Events sind ebenfalls auf der schwarzen Liste. Das hat zur Folge, dass viele Veranstaltungen finanziell nicht mehr zu stemmen sein werden. Und ganz generell: Ohne Zugang zu passender Infrastruktur wird es immer schwieriger, Para-Sport-Veranstaltungen in der Schweiz durchzuführen. Events im eigenen Land bieten eine seltene Gelegenheit, Menschen mit Behinderungen sichtbar zu machen. In den Medien finden Para-Sportler:innen ohnehin schon wenig Beachtung, und wenn es durch die Einsparungen noch weniger Events gibt, an denen sie sich präsentieren können, wird die Sponsoren-Suche noch schwieriger. Abgesehen vom Spitzensport ist ohne eine gezielte Unterstützung durch den Bund auch der gesellschaftliche Fortschritt in Richtung Inklusion ernsthaft bedroht.
Was ist dein Appell an die Verantwortlichen?
Für PluSport Behindertensport Schweiz ist ganz klar: Die NASAK-Nutzungsbeiträge sind unverzichtbar für die Förderung des Para-Sports, für die Inklusion im und durch Sport sowie für den Nachwuchs und für die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen.