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Gianluca fährt dem Autismus davon

Gekonnt fährt er über Stock und Stein. Hält die Balance, schlängelt sich geschickt durch enge Trails, bremst und beschleunigt wie aus einem Guss. Keine Frage: Hier hat einer sein Mountainbike im Griff. Hier ist ein junger Mann in seinem Element.

Im Alltag gibt es für Gianluca mehr Hindernisse zu meistern. Der Grund: eine Autismus-Spektrum-Störung mittleren Grades. Das Sozialverhalten des 21-jährigen Luzerners ist eingeschränkt. In Kontakt mit anderen Menschen tritt er auf seine eigene Art und Weise. Flexibilität ist ein Problem. Oft droht Menschen mit Autismus deshalb nach der Schulzeit die soziale Isolation. 

Nicht so Gianluca. Er absolviert ein Praktikum bei einer Schreinerei und trainiert mit dem Veloclub Baar-Zug – und wird beiderorts sehr geschätzt. Dass sich mit Autismus trotzdem ein «normales» Leben leben lässt, zeigt der Film von Sven Allenbach. Entstanden ist er in Zusammenarbeit mit PluSport und Gianlucas Eltern. Weil weder Autismus noch Inklusion durch Sport in der Öffentlichkeit ein Thema sind, ist allen Beteiligten die Dokumentation so wichtig. «Wir möchten damit auf die mangelnde Sensibilisierung aufmerksam machen und zeigen, dass Menschen mit Autismus in die Arbeits- und Sportwelt integriert werden können», sagt Gianlucas Mutter Paola Ramella.  

Für den Berner Filmproduzenten Sven Allenbach war die Aufgabe so bereichernd wie anspruchsvoll. «Wir brauchten einen guten Zugang zu Gianluca, damit er sich unbeschwert vor der Kamera bewegen konnte», sagt Allenbach, der mit seinem Werk zufrieden ist. Sport sei das perfekte Instrument, um Menschen mit Beeinträchtigungen besser in die Gesellschaft zu integrieren, so der Filmemacher. «Und das zeigt dieser kurze Film.»

Diesen Ansatz vertritt auch PluSport, die den Film in Auftrag gegeben haben. Das Kompetenzzentrum für Sport, Behinderung und Integration ist der grösste Behindertensportverband der Schweiz. Ihm sind rund 90 Sportgruppen, Sportfachvereinigungen sowie Kollektivmitglieder mit gegen 10 000 Aktiven und 2000 Sportleitern aus der ganzen Schweiz angeschlossen. Das Angebot ist breit und erstreckt sich über das ganze Jahr. Über 100 Camps werden pro Jahr organisiert und regelmässig Aus- und Weiterbildungskurse für die Leiterinnen und Leiter durchgeführt. Und: Für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler setzt sich PluSport als Co-Stifter von Swiss Paralympics dafür ein, dass sie an nationalen und internationalen Wettkämpfen teilnehmen können. Mit diesem Film will PluSport auch auf ihr breites Angebot aufmerksam machen: «Das Beispiel von Gianluca zeigt nicht nur wie Inklusion erfolgreich umgesetzt werden kann, sondern eben auch, wie wir individuelle Lösungen anbieten können», sagt Geschäftsführer René Will.