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Diskussion über Faktor entbrannt

Die Speed-Rennen haben Diskussionen über die Klassifizierung bzw. Faktoren aufkommen lassen. Eine Anpassung scheint unausweichlich.

Gerd Schönfelder, die deutsche Para-Skisport-Legende, stand im Zielraum. «Theo Gmür? Er ist ein würdiger zweifacher Paralympics-Sieger, hat die Goldmedaillen verdient. Er war der Schnellste», kommentierte der ARD-Experte das Geschehen. Und fügte an, Gmür habe auch den richtigen Faktor. Oder anders interpretiert: Die Klasse LW9-1, der Gmür oder Markus Salcher (AUT) angehören, scheint gewisse Vorteile aufzuweisen. Was die Statistik verdeutlicht: In der Abfahrt und im Super G nahmen die «LW9-1»er die Plätze eins, drei, vier ein, im Super G kam Rang sechs dazu.

In Österreich soll es während des gemeinsamen Trainingslagers des Nicht-Behinderten-Teams mit jenem der Handicapierten in Chile einen Faktor-Test gegeben haben. Die OeSV-Stars traten mit dem ihnen zugewiesenen Faktor an, Salcher ebenfalls. Und der zweifache Dritte von Pyeongchang sei keineswegs abgefallen. «Die ganze Klassifizierung gilt es zu überdenken und anzupassen», stimmten Schönfelder und Chefin de Mission Luana Bergamin (PluSport) in einem freundschaftlichen Gespräch überein.

Leidtragende» der momentanen Situation sind die PluSport-Spitzensportler Thomas Pfyl, Robin Cuche oder Michael Brügger. Sie betonen, den Faktor nicht als Alibi für ihre Leistungen missbrauchen zu wollen, doch es sei so: Sie hätten bei Bedingungen wie in Pyeongchang kaum eine Chance auf vordere Klassierungen. Eine Einschätzung, die von ausländischen Athleten geteilt wird. Auf die Frage, ob es so Freude mache, an den Start zu gehen, drücken sich die Stehenden diplomatisch aus. «Schon, ja auch, aber manchmal…»

Klar ist, gewertet wird an den Paralympics nach den gültigen Reglementen. «Und hier», betont Teamchef Thomas Hurni, «sind es die festgelegten Faktoren.» Unabhängig davon zieht er «ein lachendes und weinendes Auge»-Fazit für die Speed-Disziplinen: «Mit zweimal Gold dürfen wir hoch zufrieden sein. Überragend waren die Auftritte von Théo Gmür, bitter die Stürze von Christoph Kunz. Vor allem jener im Super G. Wir hätten das Ziel mit drei Medaillen bereits am zweiten Tag erreichen können. Die anderen Fahrer haben in etwa den Erwartungen entsprechend abgeschlossen.»

Murat Pelit, der Tessiner Neuling mit dem grossen Fanclub, schied in seinem ersten Rennen aus. «Die ersten vier Tore waren ganz ok», fand er einen positiven Aspekt in seiner missglückten Premiere.

Foto: Michael Fund/Swiss Paralympic