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«Das ist Spitzensport auf höchstem Niveau»

Am 21. bis 23. Januar findet der Alpine Skiing World Cup des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) in St. Moritz statt, organisiert vom Dachverband des schweizerischen Behindertensports, PluSport. Wichtigster Partner für den Verband ist St. Moritz Tourismus, mit seinem Direktor Sport & Events Martin Berthod. Der frühere Weltcup-Fahrer erklärt im Interview, warum ihm dieses Rennen am Herzen liegt und weshalb es sich lohnt als Zuschauer dabei zu sein.

Der IPC Weltcup findet bereits zum vierten Mal in St. Moritz statt. Welche Bedeutung hat dieses Rennen für Sie?

Martin Berthod: Wir stellen in St. Moritz den alpinen Skisport seit Jahrzehnten ins Zentrum mit den verschiedenen Weltcup-, Europacup- und FIS-Rennen. Der IPC-Weltcup komplettiert das ganze Paket "Leistungssport". Ich finde, dass es St. Moritz gut ansteht, den Spitzensportlern- und Sportlerinnen mit einer Behinderung bestmögliche Bedingungen für ihre Wettkämpfe anzubieten.

Welche Umstellungen in der Infrastruktur sind für den IPC World Cup notwendig?

Nur wenige und wenn, dann eher auf der personellen Seite. Das Bahnpersonal muss sich bewusst sein, dass es auch mal helfen muss, vor allem bei den Athleten und Athletinnen, die sitzend fahren. Während den Trainings und Rennen stehen auch Voluntaris im Einsatz. Und es braucht auch Helfende, welche bei den Rennen den Rennfahren und Rennfahrerinnen helfend zur Seite stehten.

Wie zum Beispiel?

Bei den Wettbewerben der blinden SportlerInnen starten ja jeweils zwei AthletenInnen ins Rennen. Der Blinde und sein so genannter Guide. Dies hat natürlich Auswirkungen auf das Startprozedere, respektive auf die Infrastruktur, beide müssen nebeneinander am Start-Tor Platz finden. Auch im Zielbereich brauchen sitzende AthletenInnen zum Teil Unterstützung. Wir helfen aber natürlich nur, wenn die Athleten oder die Athletinnen dies wünschen. Mittlerweile sind diese Abläufe gut eingespielt. Damit das so bleibt, macht es auch Sinn, diesen Anlass regelmässig durchzuführen. Es ist wichtig, die Bedürfnisse der Sportlerinnen und Sportler mit Behinderungen zu kennen und ihnen möglichst perfekte Rennbedingungen zu bieten.

Mit PluSport haben sie einen kompetenten Partner. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Das Rennen wird von PluSport organisiert, wir stellen "nur" die Infrastruktur bereit. Es ist so, dass PluSport viel Erfahrung mitbringt und die notwendige Kompetenz in Fachfragen. Das erleichtert natürlich die Zusammenarbeit, weil da Fachleute arbeiten, welche die Abläufe gut kennen und wissen, was für die Athletinnen und Athleten im Wettkampf und darüber hinaus wichtig ist.

Wie sieht es eigentlich 2017 aus, werden Sie dieses Rennen auch im Jahr der Ski-Alpin WM durchführen?

Tatsächlich wissen wir noch nicht, ob wir im nächsten Jahr einen Termin finden können. Grundsätzlich möchten wir dieses Rennen aber unbedingt wieder in St. Moritz durchführen.

Apropos WM. Der World Cup findet auf der Originalstrecke der WM statt. Wie kam es dazu?

Wir möchten, dass diese TopathletInnen diese Strecke befahren und die Erfahrung machen können. Zudem wird die Piste durch diese Wettkämpfe einmal mehr präpariert und damit auch die Abläufe geübt. Die Piste wird dann Ende März wieder für das Weltcupfinale bereit sein.

Ein solcher Event kann nicht ohne Helfer stattfinden, wie viele sind jeweils im Einsatz?

Rund 80 Helferinnen und Helfer. Wir führen dieses Jahr ja "nur" den Slalom durch, darum sind es weniger als auch schon. Es ist aber für die Voluntari ein spezielles Erlebnis zu sehen, auf welch` hohem Niveau diese Athletinnen und Athleten fahren. Man muss sich ja bewusst sein, wir reden hier vom höchsten Level weltweit. Zudem sind die AthletInnen und ihre Betreuer eine wirklich aufgestellte Truppe.

Sie waren ja selber ein Topskifahrer wie schätzen sie die Leistung der Behindertensportler ein?

Ich bin jedes Mal absolut beeindruckt von ihrer sportlichen Performance. Was diese Sportlerinnen und Sportler leisten, ist aussergewöhnlich. Ich bin der Meinung, dass ihre Rennen im Speziellen, genau wie der Behindertensport im Allgemeinen, viel mehr Anerkennung verdienen.

Woran liegt es ihrer Meinung nach, dass die Aufmerksamkeit für den Behindertensport bisher so gering ausfällt?

Es scheint schwierig zu sein, das Thema in den Medien zu platzieren. Es hat vielleicht auch damit zu tun, dass hier die bekannten Namen fehlen. Man kennt also die Athleten nicht und berichtet darum nicht über sie. Ich kann aber nur betonen, dass es schade ist. Hier wird attraktiver Spitzensport auf höchstem Niveau geboten. Die Zuschauer, die kommen, sind jeweils begeistert. Ich finde, es lohnt sich wirklich zuzuschauen und mit zu fiebern. Ok, die Abläufe durch die verschiedenen Kategorien sind etwas anders, aber die kann man dem Publikum ja erklären. Es werden absolut attraktive und spannende Rennen geboten.

Wie sieht eigentlich grundsätzlich die Situation für Sportler mit einer Behinderung in St. Moritz aus - zum Beispiel in puncto Barrierefreiheit?

Es ist aus unserer Sicht wichtig, Menschen mit einer Behinderung ungehinderten Zugang zu unseren Angeboten zu sichern. Und das klappt auch gut, wenn man bedenkt, dass die Athletinnen und Athleten auf unseren Pisten trainieren oder auch im Sommer zum Beispiel Sportlerinnen und Sportler im Rollstuhl Höhentrainings durchführen. Es braucht kaum Anpassungen bei den Bahnen, sondern vor allem ein Bewusstsein beim Personal. Dies ist aber aus meiner Sicht in St. Moritz gegeben.