Torball Nizza
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Endlich wieder einmal erklang die Schweizer Hymne an einem Grossanlass

Mit einer sehr kleinen Delegation flog man ins sommerliche Nizza, gerade drei Spieler wollten bei diesem Grossanlass dabei sein. Trotzdem wollte man natürlich eine gute Leistung zeigen und neben den Top Nationen nicht abfallen. Niemand ahnte wohl, dass ein solch emotionales Wochenende folgen würde.

Gemeinsam mit den Damen reiste man ans Mittelmeer und genoss die Sonne, bevor wir dann mit einer grossen Delegation an der ersten Sitzung betreffend der Zukunft vom Torball teilnahmen. Im Anschluss folgte eine grosse Eröffnungszeremonie, bei welcher wir vor vielen Zuschauern einlaufen durften. Der einzige Wermutstropfen war, dass von allen Anwesenden umfassende Kenntnisse der französischen Sprache verlangt wurden.

Am nächsten Tag wartete als erster Gegner Belgien. Belgien gehörte zu den Teams, die im letzten Jahr nicht an der WM starten durften, für die Kenner der Szene war jedoch klar, dass diese Nation immer zu den Favoriten gehört. Im ersten Spiel hatten wir jedoch mehr mit uns zu kämpfen als mit dem Gegner, wir waren sehr nervös und im Angriff sehr fehlerhaft, somit hatten wir wenig Hoffnung, das Spiel zu gewinnen. Glücklicherweise war die Fehlerquote der Belgier ähnlich hoch. Es war deutlich zu spüren, wie wichtig dieses Turnier für alle war. Die Zuschauer zweifelten wohl, dass hier zwei Spitzenteams am Werk waren. Keinem Team gelang es sich abzusetzen, viel zu viele Leinenwürfe verhinderten dies. Zu Beginn der letzten Minute warfen wir ein Tor, für die Spieler war es der 6:5 Führungstreffer, in der Realität war es aber das 6:6. Die Spieler glaubten also, auf Zeit spielen zu müssen und ich als Trainer war nach diesem Spielverlauf mit einem Punkt zufrieden. Plötzlich lag der Ball aber noch einmal im Netz der Belgier und so gewannen wir mit etwas glücklich 7:6.

Im zweiten Spiel folgte der Dauerrivale Italien eine Steigerung war aber nicht zu erkennen und Italien nützte die Chancen in den Freiwürfen kaltblütig aus. In diesem Spiel hatten wir keine Chance und verloren 1:4. Wir waren also schon unter Druck gegen die einzige Clubmannschaft Poitiers. Wer aber in den letzten Jahren an den Weltcups usw. war, weiss wie stark dieses Team geworden ist, deshalb war es alles andere als eine leichte Aufgabe. Poitiers erwischte allerdings keinen guten Tag und dadurch, dass wir uns in diesen Spiel nun steigerten, konnten wir das Spiel mit 6:3 gewinnen. Und da sich die gegnerischen Teams gegenseitig Punkte wegnahmen, waren wir plötzlich trotz der Niederlage auf dem zweiten Tabellenrang hinter den souveränen Franzosen.
Im ersten Spiel des zweiten Tages wartete genau das Duell gegen Frankreich. Was folgte war ein wirkliches Spitzenspiel. Durch die guten Abwehrleistungen und gekonnt vorgetragenen Angriffen ist es uns gelungen Mitte zweiter Halbzeit mit vier zu Null zu führen. Dieses Resultat war in dieser Deutlichkeit sicher überraschend und zu hoch. Frankreich versuchte alles, um unsere Mauer zu durchbrechen, wechselte einige Male die Spieler, was aber der Qualität keinen Abbruch tat. Wer mich kennt, weiss, dass ich dies eigentlich nie sage, aber diese Partie war von unserer Seite her fehlerlos. Selbst nach dem 1:4 für Frankreich, blieben wir weiter ruhig und konnten uns so den verdienten Sieg sichern.

Mit diesem Sieg war man sicher in den Halbfinals, dies gab uns die Gelegenheit, gegen die jungen Rumänen einiges zu testen, was aber sehr deutlich danebenging. Wir verloren etwas sehr hoch mit 3:9. Leidtragende von diesem überraschenden Resultat war Belgien welche ihren Halbfinalplatz an Rumänien abgegeben musste. Die Teams hatten gleich viel Punkte, die Tordifferenz entschied, dass Frankreich gegen Rumänien und Italien gegen die Schweiz spielen musste.
Im Halbfinal gegen Italien setzten wir natürlich wieder auf die bewährte Aufstellung. Die Anspannung war hoch und das Anspiel verzögerte sich um einige Minuten, da eine Brille der Italiener auf Anweisung der Schiedsrichterin nachgeklebt werden musste. Die Partie begann wieder und nach kurzer Zeit folgte ein Schnellangriff über links - Tor für die Schweiz, aber die Schiedsrichterin pfiff nur einmal, weder Italien noch wir wussten warum. Nach sehr langer Diskussion aller Offiziellen wurde das Tor aberkannt, was nach einigen Minuten mit Hilfe eines Dolmetschers den Schweizer Spieler kommuniziert wurde. Die Schiedsrichterin wollte vor dem Schuss anscheinend das Spiel unterbrechen, hat dies aber nicht getan. Wieso das Tor trotzdem nicht gegeben wurde, blieb ein Rätsel. Glücklicherweise gelang ein paar Würfe später trotzdem das 1:0 und endlich wurden auch Freiwürfe verwertet, so dass wir nach der hektischen Startphase das Spiel beherrschen konnte. Mit fünf zu zwei zogen wir in den Final ein. Im Final treffen wir wieder auf Frankreich, das sich gegen das Überraschungsteam aus Rumänien durchgesetzt hat.

Wer glaubte, dass der Halbfinal bereits emotional war und eine Steigerung nicht möglich wäre, täuschte sich gewaltig und wurde davon im Final überzeugt. Zu unserer Freude stand die kleine Schweiz im Finale.
Das Ziel war der Sieg. Auf der anderen Seite stand aber ein Gegner, der sich mit einem sehr grossen Team, ein halbes Jahr genau auf diesen Moment vorbereitet hat. Die Nervosität war auf Schweizer Seite sehr hoch, kaum hat die Partie begonnen führte Frankreich bereits mit 2:0. Auch das weitere Geschehen in der ersten Halbzeit liess nicht viel Hoffnung aufkommen, die so sichere Abwehr musste plötzlich auch Glück in Anspruch nehmen. Gegen den Spielverlauf gelang uns aber kurz vor der Pause der Anschlusstreffer. Nach der Pause kam es noch besser mit dem ersten Angriff erfolgte von links der Ausgleich und drei Würfe später aus der Mitte sogar die Führung. Von jedem Spieler ein Tor und die Partie hat sich gedreht. Nun mussten plötzlich die Franzosen das Glück in Anspruch nehmen, denn wir dominierten das Spiel. Auch in der letzten Minute stand es noch 3:2 für uns. Der letzte Wurf von Frankreich folgte. Er fand den Weg ins Netz zum Ausgleich. Noch ein letzter Spielzug blieb uns nach dem Time Out, dieser wurde allerdings nicht erfolgreich abgeschlossen. Die Verlängerung stand an. Das Silbergoal musste entscheiden. Die Anspannung wurde immer grösser, jedoch waren es nun die französischen Spieler, die gehemmt waren. Auch ihr Trainer bemerkte dies und nahm ein Time Out. Uns gelangte es aber besser, aus diesem Unterbruch heraus zu kommen und erzielten das 4: 3. Kurz darauf kullerte einen langsamen Ball, der eigentlich nur zum Zeit gewinnen gedacht war, ins Tor. Nun mussten die französischen Spieler natürlich Risiken eingehen. Wir konnten noch zwei Freiwürfe verwerten und somit blieb uns am Schluss die Freude über den herausragenden Sieg.

Ein sehr grosser Sieg vor sehr vielen Zuschauern (nach einer Zählung von mir zwischen 400 und 500). Und auch wenn natürlich alle gegen uns waren, herrschte eine tolle Stimmungwährend des ganzen Turniers. Nach diesen sensationellen Leistungen, werden wir dieses Turnier noch lange in Erinnerung behalten.